Kleine Glasschalen mit verschiedenen Pflanzenölen

Wie Sie
Öle kombinieren können

Dossier »Öle kombinieren« · Teil 5

Grundlegenden Einfluss auf das Auftragsverhalten, die Konsistenz, Haptik und die Wirkung einer Emulsion haben die verwendeten Öle. Jedes Öl wird durch sein spezifisches Fettsäuremuster und eine spezifische Komposition an Fettbegleitstoffen charakterisiert: Vitamine, Phospholipide, Phytosterole, Squalene, Flavonoide, Carotinoide und andere Substanzen. Für den Rühranfänger ist die Auswahl unüberschaubar groß, und die Entscheidung, welches Öl – oder welche Kombination – zum eigenen Hautzustand passt, scheint nicht leicht zu treffen. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle für eine optimale Ölauswahl, da intensive Licht- und Temperatureinflüsse unerwünschte Auswirkungen auf die Stabilität der Emulsion auf der Haut haben können. Die folgenden beiden »Strategien« sollen daher eine Orientierung bieten und bei den ersten Rezepten helfen.

Mit der Zeit lernen Sie die einzelnen Öle kennen und wissen, welches Öl, welche Ölkombination das tut, was Sie erwarten.

Strategie 1: Fettsäurespektren beachten

Wenn Sie sich die Ölportraits angesehen haben, werden Sie erkennen, dass alle Öle im Wesentlichen mehr oder weniger große Anteile an Öl-, Linol-, Palmitin-, Palmitolein-, Stearin- und α- und γ-Linolensäuren aufweisen. Kurz: Jedes Öl ist durch jeweilige Schwerpunkte in bestimmten Fettsäurebereichen charakterisiert.

Im Hinblick auf die Funktionen, die Lipide im Stratum corneum erfüllen, ist eine sinnvolle Strategie für die Ölauswahl, Öle zu kombinieren, die sich in ihrem Spektrum und damit in ihren spezifischen Funktionen ergänzen. In den Ölportraits habe ich zum Teil Empfehlungen notiert, die genau auf diese Strategie abzielen.

Dabei sollten Öl-, Palmitin- und Linolsäure den »Hauptakkord« spielen, während die Linolensäuren (insbesondere bei reifer, trockener oder neurodermitischer Haut) das Spektrum vervollständigen.

Mein Tipp: Nutzen Sie die Kreisdiagramme der einzelnen Öle; hier gelingt Ihnen auf einem Blick sehr intuitiv der direkte Vergleich und die Einschätzung der Fettsäuremuster. Die Fettsäuren geben Ihnen auch Hinweise auf das Einziehverhalten eines Öls (wobei dies nur Orientierungspunkte sind; exakte Aussagen finden Sie in den Ölportraits): Ölsäurebetonte Öle ziehen in der Regel gut, aber mit einer gewissen Verzögerung ein (dies prädestiniert sie oft als ausgezeichnete Massageöle). Linolsäurereiche Öle hingegen ziehen haptisch relativ schnell ein und wirken dadurch in der Regel »leichter« und geringer rückfettend.

Haptisch besonders reichhaltig wirken Emulsionen mit pflanzlichen Ölen und Buttern, die sich durch einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren (Stearinsäure, Palmitinsäure) und unverseifbaren Fettbegleitstoffen auszeichnen. Angenehm leicht wirken Squalan, Kokos- und Babassuöl, die haptisch schnell einzuziehen scheinen.

Strategie 2: Spreitkaskaden planen

Öle verhalten sich unterschiedlich auf der Haut: Sie breiten sich mehr oder weniger schnell auf der Haut aus. Damit verbunden ist, wie wir sie im Hautgefühl erleben, ob das jeweilige Öl subjektiv empfunden schnell einzieht oder länger aufliegt. Nicht immer korreliert das Empfinden mit dem tatsächlichen Einziehverhalten, aber es ist eben so, dass wir uns stark von unseren Wahrnehmungen leiten lassen. Bei nativen pflanzlichen Ölen betrifft das Spreitverhalten ganz besonders den Grad ihrer Rückfettung und haptischen »Reichhaltigkeit«.

Grafik des Spreitmodells

In der Abbildung oben sehen Sie das sensorische Profil von Ölen mit unterschiedlichem Spreitwert: Hier sind alle 3 Spreittypen kombiniert. Sie sehen,

  • dass langsam (niedrig-) spreitende Öle kein sehr ausgeprägtes Glättungsgefühl erzeugen, aber über einen langen Zeitraum wirken.
  • Schnell (hoch-) spreitende Öle wirken kurzfristig stark glättend im Hautgefühl, fallen in ihrer Wirkung jedoch rasch ab.
  • Die dazwischen auftretende Lücke können wir mit mittel spreitenden Ölen füllen.

Diese Spreitkaskade ist eine Möglichkeit, die Qualität unserer naturkosmetischen Produkte zu erhöhen. Öle kombinieren optimal so, dass Sie Öle aus allen Spreitgruppen berücksichtigen. Dabei bestimmt der Einsatzbereich und die Hautsituation, in welchen Anteilen die einzelnen Gruppen berücksichtigt werden.

Spreiteigenschaften können demnach, sinnvoll kombiniert, das Auftragsverhalten, das Hautgefühl und die nachhaltig pflegende Wirkung einer selbst gerührten Emulsion deutlich verbessern. Im 2. Teil des Dossiers, dem Beitrag »Das Olionatura-Spreitmodell«, finden Sie detaillierte Informationen zu diesem Thema.

Quellen

  1. Dr. Achim Ansmann: Systematik und Einsatz kosmetischer Grundstoffe. Emollients. Seminarunterlagen der Firma Cognis (heute BASF), persönlich zur Verfügung gestellt.
  2. Dr. U. Zeidler, Über das Spreiten von Lipiden auf der Haut. Fette, Seifen, Anstrichmittel Nr. 10/1985, S. 403–408
  3. Heike Käser: Naturkosmetische Rohstoffe. Linz: Freya, 2012
  4. Heike Käser: Naturkosmetik selber machen. Das Handbuch. Linz: Freya, 2012
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