Die Phospholipidbasis

Die Phospholipidbasis

Die Hautbarriere fluidisieren und stabilisieren

In meiner eigenen Naturkosmetik arbeite ich seit Jahren mit verschiedenen, selbst konzipierten Rohstoff-Basen. Sie alle sind aus Überlegungen entstanden, die Verarbeitung ihrer Grundsubstanzen zu vereinfachen: Die Barriereschutz-Basis senkt in ihrer Komposition den Schmelzpunkt hochschmelzender, kosmetisch wertvoller Lipidstoffe wie Ceramide III oder Gamma-Oryzanol, in der Aloe-Vera-Basis löst sich das hochkonzentrierte, reine Aloe-Pulver in Glycerin zu einer gut dosierbaren, in ihrer Konsistenz honigartigen Flüssigkeit. Neben diesen Compounds habe ich 2012 eine weitere Basis entwickelt, die auf Phospholipiden beruht: Die Phospholipid-Basis.

Heike

Hinweis

Die Phospholipid-Basis ist eine der Zubereitungen, die ich in der 1. Auflage meines Buchs »Naturkosmetik selber machen« vorstelle. Ich habe die Formulierung 2020 gezielt modifiziert; sie unterscheidet sich daher von meiner Buch-Version. Gut sind sie beide! Phytosteryl Macadamiate ist im Vergleich zu Avocadin® HU 25 leichter zu verarbeiten und nicht minder wirksam – das gab den Ausschlag. Leider war Phytosteryl Macadamiate 2012 noch nicht für Endverbraucher erhältlich; ich kannte es seit 2008 durch ein Muster des Herstellers. Durch den niedrigeren Schmelzpunkt habe ich auch das Öl ausgetauscht, in dem das Lecithin und das Phytosterol-Compound aufgeschmolzen wird.

Das Konzept der Phospholipidbasis

Das Konzept hinter diesem Compound ist die Kombination der barrierefluidisierenden und barrierestabilisierenden Wirkung zweier unterschiedlicher Phospholipide – einmal gesättigt, einmal ungesättigt –, kombiniert mit wasserbindenden, hautbarriereschützenden Phytosterolen. Alle Komponenten sind in oxidativ stabilem Jojobaöl dispergiert. Selbstverständlich kann auch ein anderes oxidativ stabiles Öl verwendet werden. Die geschmeidige pastöse Masse lässt sich gut dosieren und fungiert als Wirkstoff mit koemulgierender Funktion oder als emulgierendes Compound: Mit 5 % Einsatzkonzentration auf gesamt realisieren Sie haptisch leichte Seren und niedrigviskose Cremefluids vor allem in einem Fettphasenbereich von 18 bis 25 %.

Durch ihre spezifische Zusammensetzung fördert diese emulgierende Basis die Penetration enthaltener Wirkstoffe deutlich, ohne die Hautbarriere zu stören. Sie kann daher gezielt zur Formulierung wirkstoffbetonter Seren und Gesichtsfluids genutzt werden, die per se keine oder nur geringe Konsistenzen mitbringen.

Die Ausgangsstoffe

Wir benötigen

  • Phytosteryl Macadamiate,
  • Phospholipon® 80 H,
  • Natipide® II (Lipodermin),
  • und ein stabiles Pflanzenöl, z. B. Jojobaöl oder Wiesenschaumkrautöl, alternativ Squalan.
  • optional: natürliches Tocopherol (da die enthaltenen Fettkomponenten per se oxidativ stabil sind, ist die Zugabe nicht zwingend notwendig).

Herstellung

Phase A

  • 9,0 g Jojobaöl
  • 7,5 g Phospholipon® 80 H

Schmelzen Sie Phospholipon® 80 H im Jojobaöl bei ca. 70 °C weitgehend auf. Es wird sich nicht vollständig lösen – das ist normal. Sie werden eine leicht griesig wirkende Masse erhalten.

Phase B

  • 7,5 g Phytosteryl Macadamiate

Ergänzen Sie das Phytosteryl Macadamiate und schmelzen Sie es unter Rühren in der heißen Fettphase auf. Da sein Schmelzpunkt deutlich niedriger liegt, wird es sich schnell auflösen.

Phase C

  • 7,5 g Natipide® II (»Lipodermin«)
  • (optional: 1–2 Tropfen Tocopherol, bei Handwärme einrühren)

Zum Schluss wird die Mischung mit Natipide® II (Lipodermin) zu einer cremigen Paste gerührt. Die Masse wird leicht körnig wirken – dies liegt am Phospholipon® 80 H.

Die Phospholipidbasis

Bitte scheuen Sie sich nicht, Natipide® II höheren Temperaturen auszusetzen. Der Mythos seiner Temperaturempfindlichkeit hält sich hartnäckig. Natipide® II kann laut Hersteller problemlos auf 90 °C erhitzt werden. Auch hydriertes Lecithin verträgt kurzzeitiges Erhitzen. Vermeiden Sie punktuell einwirkende höhere Erhitzung (das ist schnell passiert, wenn man das Becherglas direkt auf der Herdplatte erhitzt und einen Moment abgelenkt ist), da sich die Masse sonst bräunlich verfärben kann und einen seltsamen Geruch entwickelt.

Einsatz und Dosierung

Die Phospholipidbasis fungiert als Wirkstoff und koemulgierendes Compound in Cremes und Lotionen sowie Cremegelen. Je nach Komposition kann sie für unterschiedliche Hautsituationen eingesetzt werden. Mehr »Fluidität« erreichen Sie mit einem Zusatz von ca. 3 % Natipide® II (Lipodermin), mehr »Barriereschutz« mit 0,5 % Phospholipon® 80 H bzw. 0,5–1 % Phytosteryl Macadamiate oder 2–4 % meiner Barriereschutzbasis. Rühren Sie die Basis vor Verarbeitung mit einem desinfizierten Spatel kurz auf.

Schmelzen Sie die Basis optimal in der Fettphase auf.

Als Wirkstoff3,0–5,0 %
Als Emulgator für niedrigviskose Cremegele5,0 %
+
0,2–0,4 % Gelbildner
(z. B. Cosphaderm® X 34 oder Siligel®)
Als Koemulgator für Lotionen und Cremes5,0 %
+
1,5–4 % eines Emulgators (je nach Produkt)

Ich bewahre die Basis im Kühlschrank auf; sie ist ca. 1 Jahr haltbar.

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