Zweig des Hamamelis

Hamamelis

Reizlindernd und antioxidativ

INCI: Hamamelis virginiana

Die virginische Zaubernuss ist ein buschartig wachsender Laubbaum, der bis zu 5 Meter hoch wachsen kann und aus Kanada bzw. den östlichen USA stammt, heute jedoch auch in Europa kultiviert wird. Im Herbst zeigt sie ihre gelben Blüten. Sie ist vielseitig in der Verwendung; genutzt werden Blätter, Zweige und die innen rötlich gefärbte Rinde.

Je nach Endprodukt unterscheiden sich Inhaltsstoffe und Einsatzgebiete: Bekannt ist Hamamelisdestillat, das durch Wasserdampfdestillation von Blättern und Rinde gewonnen wird und vor allem ätherisches Öl und flüchtige Stoffe beinhaltet, wässrig-alkoholischer Extrakt und Dekokt hingegen sind reich an Gerbstoffen.

Zweig des Hamamelis

Hamamelis virginiana

  • Familie: Hamamelidaceae (Zaubernussgewächse)
  • Synonym(e): Zaubernuss, Zauberstrauch, Hexenhasel
  • englisch: Witch Hazel
  • französisch: Hamamélis de Virginie
  • Inhaltsstoffe: In der Rinde: 8–12 % Gerbstoffe (Hamamelistannin, Proanthocyanidine) In den Blättern: organische Säuren, Flavonoide, ätherisches Öl

Kosmetische Wirkung

Hamamelis wirkt juckreizstillend, antibakeriell, wundheilungsfördernd und antioxidativ (seine antioxidativen Eigenschaften sind deutlich ausgeprägter als bei Vitamin E). Die eindrucksvollen Wirkungen der Hamamelis sind durch Studien belegt und prädestinieren ihren Einsatz in der Pflege von leichten Hautverletzungen, Hautentzündungen und Krampfadern, vor allem aber bei der Behandlung sonnengeschädigter Hautpartien. Ihre Hamamelistannine bilden mit den Proteinen der Haut einen Komplex, der die Durchblutung in den feinen Kapillargefäßen verringert und entzündliche Hautreaktionen vermindert; unterstützt werden diese Prozesse durch Hemmung entzündlicher Reaktionen im Zellstoffwechsel. Proanthocyanidine wiederum fördern die Zellteilung der Keratinozyten und vermindern transepidermalen Wasserverlust. Hervorzuheben ist ihre nachgewiesene Fähigkeit, UVB-lichtbedingte DNA-Schäden an den Zellen zu mindern. Wichtig zu wissen ist, dass Gerbstoffe ausschließlich in Dekokt und wässrig-alkoholischem Extrakt vorliegen; Hamamelisrindenwasser wird durch Destillation gewonnen und weist keine nennenwerten Mengen Gerbstoffe mehr auf: »Hamamelisrindendestillat wird eine adstringierende, entzündungshemmende und lokal hämostyptische Wirkung zugeschrieben. Ausreichende experimentelle Studien liegen hierzu nicht vor, jedoch ist eine adstringierende Wirkung wenig plausibel, da Gerbstoffe im Destillat fehlen.« (siehe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Drogen E–O. Heidelberg: Springer-Verlag, S. 371)

Für den Einsatz in Emulsionen ist interessant zu wissen, dass hochdosiertes Phosphatidylcholin (z. B. in Lipodermin) die entzündungshemmende Wirkung von Hamamelisdestillat klinischen Untersuchungen zufolge signifikant steigert. Wir sollten dieses Wissen nutzen und Hamamelis bevorzugt zusammen mit Lipodermin verarbeiten.

Eine weitere klinische Studie wies eine geringe antimikrobielle Wirkung von Hamamelisdestillat und Urea (Harnstoff) auf, die vor allem gegen Staphylococcus aureus und Candida albicans wirksam war.

Ernte

Die Rinde von Ästen und Zweigen wird im Frühjahr, Blätter werden im Spätsommer und frühen Herbst gesammelt. Alle Pflanzenteile können frisch und/oder getrocknet verwendet werden.

Verwendung

Als Wasserdampfdestillat, wässrig-alkoholischer Extrakt (Blätter und Rinde, 45–50 % vol.), Aufguss und Dekokt.

Herstellung von Hamamelisrindenwasser (angelehnt an die Herstellung nach der Britischen Pharmacopoea1):

  1. Getrocknete und zerkleinerte Hamamelisrinde über Nacht in Wasser mazerieren. Knapp bedeckt halten, eventuell nach 2 Stunden Wasser nachfüllen, da die Rinde sehr viel Flüssigkeit aufsaugt.
  2. Am folgenden Tag das mittlerweile dunkelbraune Wasser abgießen und in den Kessel der Destille füllen (Mindestfüllmenge der Destille nach Herstellerangaben beachten, eventuell mit Wasser auffüllen). Im Verhältnis 1:1 destilliert (also pro 100 g mazerierte Rinde 100 ml geplantes Destillat) erhalten Sie ein klares Hydrolat mit aromatisch-herber, holziger Note. Geeignet als Gesichtswasser oder als Wasserphase bei entzündlicher Haut, Sonnenbrand und bei Dermatosen.
  3. Im Original der Britischen Pharmacopoea werden 85 ml Destillat gewonnen und mit 15 ml Alkohol aufgefüllt.

Die Herstellung nach Deutschem Arzneimittelbuch (DAB) sieht eine Mazeration in einem ethanolischen Gemisch vor, auf unsere Mengenverhältnisse bezogen 100 g Hamamelisrinde, 15 g Alkohol, 200 g Wasser), daraus werden 100 ml abdestilliert.

Herstellung von Hamamelisrindenextrakt: Blätter und Rinde gut zerkleinern und mit 45–50%igem Weingeist bedecken, eine Woche ziehen lassen, sorgfältig abfiltern. Einsatz in Deos (Vorsicht, der Extrakt färbt), gering dosiert in Gesichtswasser, Haarspülungen, Umschlägen, After Shaves.

Herstellung eines Dekokts für Umschläge z. B. bei Sonnenbrand, Mundspülungen und Kompressen: 5–10 gr Hamamelisrinde in 250 ml Wasser 10–15 Minuten köcheln und abseihen, abgekühlt verwenden.

Quellen

  1. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Drogen E–O. Heidelberg: Springer-Verlag
  2. Matthias Augustin, Yvonne Hoch (Hrsg.): Phytotherapie bei Hauterkrankungen. Grundlagen – Praxis – Studien. München, Urban & Fischer, 2004
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