Nicotinamid

Nicotinamid

Entzündungshemmender, barriereschützender Wirkstoff für reife Haut und Aknehaut

INCI: Niacinamide

Niacin ist ein Oberbegriff für Nicotinsäure und ihre Derivate; sie wird auch unter den Bezeichnungen Nicotinamid, Niacinamid oder (veraltet) Vitamin B3 bzw. Vitamin PP geführt. Nicotinamid ist ein Pyridincarboxamid, d. h. ein Pyridin, bei dem der Wasserstoff an Position 3 durch eine Carboxamidgruppe ersetzt ist. Es ist ein wasserlösliches, weder licht- noch temperaturempfindliches Vitamin aus der B-Gruppe, das vor allem in Getreide, Fleisch und Früchten enthalten ist. Der pH-Wert einer Lösung von Nicotinamid in Wasser (50g/l Wasser, bei 20 °C) beträgt 6–8.

Nicotinamid

Niacinamide

  • CAS-Nummer: 98-92-0
  • Funktion: Wirkstoff
  • Dosierung: 2–5 %
  • Wirkung: Barriereschützend, hautelastizitätsfördernd, entzündungshemmend, Regulierung der Talgproduktion (antikomedogen), Reduzierung von Hyperpigmentierungen
  • Verarbeitung: Wasserlöslich, in der heißen oder kalten Wasserphase lösen.

Die reine Nicotinsäure kann durch Erweiterung der Blutgefäße zu einer als Flush bezeichneten Hautrötung bei gleichzeitig auftretendem Schwitzen führen. Kosmetisch verwendet wird Nicotinamid, ein Derivat der Nikotinsäure, das diese Wirkung nicht aufweist. Achten Sie daher bitte beim Kauf auf die oben genannte CAS-Nummer 98-92-0; Nicotinsäure hat hingegen die CAS-Nummer 59-67-6. Wir kaufen es als weißes, geruchloses, feines Pulver.

In kommerziellen kosmetischen Präparaten, vor allem in Anti Aging-Produkten, ist Nicotinamid beliebte Ingredienz; dermatologisch wird ein 4%iges Gel (Papulex®) in der Akne-Therapie eingesetzt. Aktuell werden kommerzielle Seren und Fluids teilweise mit hochdosiertem Nicotinamid (10 %) angeboten; eine dermatologische Indikation gibt es für diese Einsatzkonzentration nicht.

Wirkung und kosmetischer Einsatz

Nicotinamid wird in der dermatologischen und kosmetisch orientierten Forschung vor allem im Hinblick auf Akne und als Wirkstoff gegen Hautalterungen untersucht. Die bisherigen Forschungsergebnisse (und Anwender-Feedbacks aus der Rührküche) skizzieren ein positives Bild bei unterschiedlichen Hautbildern. Lokal aufgetragen, zeigt sich Nicotinamid wirkungsvoll in der Behandlung von Akne: in 2%iger Konzentration konnte es in einer Doppelblindstudie die Produktion an Hautfett (Sebum) deutlich regulieren, in 4%iger Konzentration zeigte es bei 82 % aller Probanden entzündungshemmende Wirkung und eine Verbesserungen der Akne.

Andere Untersuchungen belegen, dass Nicotinamid die Ceramid- und Cholesterin-Synthese in der Hornschicht, im Stratum corneum, anregt, so die Barrierfunktion gestärkt und in Folge der transepidermalen Wasserverlust reduziert wird. Dies ist nicht verwunderlich: Ceramide (mit ca. 28 %) und Cholesterole (mit ca. 23 %) haben als Bausteine der Zellmembrane und Bestandteile der Barriere-Lipide im Stratum Corneum eine wesentliche Bedeutung für die Stabilisierung und Regulierung der Permeabilitätsbarriere und der Wasserbindungskapazität in der Hornschicht. Eine weitere klinische Studie belegte bei lokaler Anwendung eines 5%igen Nicotinamid-Präparats bei reifer Haut eine deutliche Reduktion von feinen Fältchen und Pigmentflecken und eine Erhöhung der Hautelastizität.

Wolfgang Gehring von der Hautklinik am Klinikum Karlsruhe fasst den Stand einiger Forschungsergebnisse in einem Artikel zusammen2:

Topical application of niacinamide has a stabilizing effect on epidermal barrier function, seen as a reduction in transepidermal water loss and an improvement in the moisture content of the horny layer. Niacinamide leads to an increase in protein synthesis (e.g. keratin), has a stimulating effect on ceramide synthesis, speeds up the differentiation of keratinocytes, and raises intracellular NADP levels. In ageing skin, topical application of niacinamide improves the surface structure, smoothes out wrinkles and inhibits photocarcinogenesis. It is possible to demonstrate anti-inflammatory effects in acne, rosacea and nitrogen mustard-induced irritation.

Wolfgang Gehring: Nicotinic Acid/niacinamide and the skin

In der Rührküche werden seit Jahren Erfahrungen mit Nicotinamid ausgetauscht. Kernaussagen zur beobachtbaren Wirkung sind, dass Komedonen, Unterlagerungen und Unreinheiten deutlich verringert auftreten, die Sebumproduktion reguliert wird und sich neurodermitische Hautzustände positiv verändern.

Verarbeitung von Nicotinamid

Nicotinamid ist sehr gut wasserlöslich und kann in die erhitzte, nicht mehr auf dem Herd stehende Wasserphase, aber auch in kaltem Wasser gelöst werden. Es eignet sich als Zusatz in Gesichtswasser, Haartonika, Seren und Cremes. Die Freisetzung von Nicotinamid in einer hydrophilen Grundlage ist stark vom Wassergehalt der Grundlage abhängig: »Die Steigerung der Nicotinamid-Freisetzungsgeschwindigkeit erfolgt dabei linear mit zunehmendem Gesamtwassergehalt der untersuchten Systeme.«.1 Sie sollten Nicotinamid daher bevorzugt in Formulierungen mit hohem Wassergehalt wie Gesichtswasser, Seren, Fluids oder O/W-Lotionen einsetzen.

Achten Sie bei Zugabe von Nicotinamid auf den pH-Wert der Phase, in die es eingearbeitet wird. Er sollte nicht unter pH 5 betragen, da Nicotinamid ansonsten zu Nicotinsäure hydrolisiert. Diese ist zwar nicht hautschädlich, kann jedoch Hautrötungen (»Flush«) hervorrufen und damit genau entgegengesetzt zu der intendierten, Hautrötungen reduzierenden Wirkung stehen.

Dosierung

In der Einsatzkonzentration bietet die Forschung bereits konkrete Hinweise; Dosierungen reichen von 2–5 %. Einsatzkonzentrationen über 5 % sind weder notwendig noch in der Langzeitwirkung erforscht.

Quellen

  1. Horst Stegemeyer, Lyotrophe Flüssigkristalle. Darmstadt: Steinkopff-Verlag, 1999
  2. Wolfgang Gehring: Nicotinic Acid/niacinamide and the skin. In: Journal of Cosmetic Dermatology (3) 2, April 2004
  3. Donald L. Bissett, John E. Oblong, Cynthia A. Berge: Niacinamide: A B Vitamin that Improves Aging Facial Skin Appearance. In: Dermatologic Surgery, 31 (s1), Juli 2005
  4. Yoshinao Soma, Masato Kashima, Akiko Imaizumi, Hideto Takahama, Tamihiro Kawakami, Masako Mizoguchi: Moisturizing effects of topical nicotinamide on atopic dry skin In: International Journal of Dermatology, 44 (3), März 2005
  5. Tanno, O., Ota, Y., Kitamura, N., Katsube, T, Inoue, S: Nicotinamide increases biosynthesis of ceramides as well as other stratum corneum lipids to improve the epidermal permeability barrier. In: British Journal of Dermatology, 143 (3), September 2000
  6. Topical nicotinamide compared with clindamycin gel in the treatment of inflammatory acne vulgaris. In: International Journal of Dermatology, 34 (6), Juni 1995
  7. Raja K. Sivamani, Jared R. Jagdeo, Peter Elsner, Howard I. Maibach: Cosmeceuticals and Active Cosmetics. CRC Press 2016, S. 117 ff.

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