Natriumlaktat

Natriumlaktat

Feuchtigkeitsbindender Wirkstoff und pH-Wert-Puffer

INCI: Sodium Lactate

Natriumlaktat ist das Natriumsalz der Milchsäure und gehört zu der Gruppe hydratisierender Substanzen, die die Haut zur Bewahrung hauteigener Feuchtigkeit und des physiologischen, leicht sauren pH-Werts produziert. Zusammen bilden diese Stoffe (ein Gemisch u. a. aus Glycerin, organischen Säuren und Harnstoff) den hauteigenen NMF, den so genannten Natural Moisturing Factor. Neben seinem kosmetischen und pharmazeutischen Einsatz dient Natriumlaktat als Feuchthaltemittel und Säureregulator in der Lebensmittelindustrie und wird dort als E 325 deklariert.

Wir kaufen Natriumlaktat in der Regel als farblose bis gelbliche Flüssigkeit mit schwachem charakteristischen Geruch; es ist jedoch auch als Pulver im Handel. Angeboten werden zwei Konzentrationen, eine 50%ige und eine 60%ige Lösung nach dem europäischen Arzneimittelbuch (PH.EU 5.0). Onlineshops für Kosmetikrührer führen in der Regel die 60%ige Variante. Der pH-Wert der Lösung (50 g/l) bei 20°C liegt bei 5–8.

Die Hygroskopie (die Wasseranziehungsfähigkeit) von Natriumlaktat ist ausgeprägt und deutlich höher als die des Glycerins: Im Vergleich zu Glycerin ist es mehr als doppelt so hygroskopisch, seine Wasserbindefähigkeit liegt mit 84 mg/100 mg Produkt ebenfalls ca. doppelt so hoch wie bei Glycerin (40 mg/100 mg Produkt).  Seine hydratisierende Wirkung ist seit 1972 bekannt und anerkannt, auch wenn es in der dermatologischen Forschung nicht die gleiche Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte wie die gut dokumentierten und in ihrer Pharmakokinetik untersuchten Wirkstoffe Glycerin und Harnstoff.

Natriumlaktat

Sodium Lactate

  • CAS-Nummer: 72-17-3
  • Funktion: Wirkstoff
  • Dosierung: In Emulsionen bewährt haben sich 2 % der 60%igen Lösung, kombiniert mit 0,7 (exakt 0,675) % Milchsäure (80 %).
  • Wirkung: Wasserbindend, pH-Wert-puffernd (in Kombination mit Milchsäure)
  • Verarbeitung: In der wässrigen Phase lösen.

Wirkung und kosmetischer Einsatz

Laktat entsteht als Stoffwechselprodukt der Schweißdrüsen und liegt im NMF neben freier Milchsäure als ihr Salz vor. Beide zusammen, freie Milchsäure und ihr Salz, das Laktat, bilden zusammen eine Pufferlösung, die den pH-Wert der Haut in einem physiologisch günstigen, schwach sauren Bereich hält und das Wachstum hautfremder Mikroorgansismen hemmt. Je nachdem, ob basische oder saure Substanzen in Hautkontakt kommen, werden ihre Ionen durch das Salz oder die Säure neutralisiert und der pH-Wert auf diese Weise gepuffert, also stabil gehalten (1).

Kosmetisch nutzen wir Natriumlaktat (in Verbindung mit Milchsäure) in zwei Funktionen: Einmal dient es als effektiver, hautphysiologischer und verträglicher Hydratisierer, zum anderen als Puffersubstanz, die zusammen mit Milchsäure die chemische Stabilität einer Emulsion gewährleistet, indem sie den pH-Wert des Produkts über einen längeren Zeitraum stabil hält. Bei Einarbeitung von Urea in eine wässrige Lösung (z. B. in einer O/W-Emulsion) kann es in der Emulsion, vor allem bei Wärmeeinfluss, zur Zersetzung des Harnstoffs, der Freigabe von Ammoniak und einem Anstieg des pH-Werts kommen. Natriumlaktat und Milchsäure können den Zerfall des Harnstoffs nicht verhindern, aber den damit verbundenen Anstieg des pH-Werts – und in Folge einen möglichen Wirkungsverlust verwendeter Konservierungsmittel (Rokonsal™ BSB-N, Kaliumsorbat), die einen schwach sauren pH-Wert voraussetzen, um wirken zu können (2). In der Dermatologie wird es aus diesem Grund primär in harnstoffhaltigen Zubereitungen eingesetzt: 4 Teile Natriumlaktat-Lösung (50 %) mit 1 Teil Milchsäure-Lösung (90 %) kombiniert ergeben einen bewährten Laktatpuffer, der den pH-Wert auf pH 4,2 einstellt. Dieser wird in harnstoffhaltigen Emulsionen 5%ig eingesetzt.

Auch ohne Urea-Einsatz ist Natriumlaktat in Verbindung mit Milchsäure eine sinnvolle und wirksame Möglichkeit der Haut-Hydratation, auch und gerade in Verbindung mit anderen Hydratisierern.

Ein Nachteil gegenüber Glycerin ist, dass Natriumlaktat als Salz durch Wasserkontakt leicht wieder ausgewaschen werden kann – als Gegenspieler zu Tensiden in Reinigungsprodukten ist es daher weniger gut geeignet. Angenehm ist, dass es in keiner Weise klebt.

Verarbeitung von Natriumlaktat

Natriumlaktat ist als Salz gut wasserlöslich; einfacher im Einsatz ist die fertige Lösung.

Achten Sie im Endprodukt auf einen pH-Wert unter 5,4. Wenn Sie mit Kaliumsorbat oder Rokonsal™ konservieren, sollte erst das Konservierungsmittel hinzugefügt werden, bevor sie den pH-Wert mit der Milchsäure einstellen (3).

Dosierung

Rohstoffshops bieten in der Regel eine 60%ige Natriumlaktat-Lösung an, Milchsäure erhalten wir als 80%ige Lösung. Wer einen pH-Wert-Puffer nutzen möchte (z. B. weil Harnstoff eingeplant ist), kann beide, wie oben beschrieben, kombiniert nutzen. Um annähernd das gleiche Verhältnis zwischen reinem Natriumlaktat- und Milchsäure-Anteil wie im originalen Laktatpuffer zu wahren, passen wir die die Mengen gegenüber der pharmazeutisch genutzten Version mit 50%iger Natriumlaktat- und 90%iger Milchsäure-Lösung leicht an. In kosmetisch orientierten, selbst hergestellten Pflegepräparaten hat sich eine Einsatzkonzentration von 2 % Natriumlaktat (60%ig) bewährt. Möchten Sie einen Puffer planen, können Sie es mit ca. 0,7 % (exakt 0,675 %) Milchsäure (80 %) kombinieren.

Zwingend notwendig ist diese Kombination in diesen Verhältnissen nicht.

Quellen

  1. Heymann, Eberhard: Haut, Haar und Kosmetik. Eine chemische Wechselwirkung – Handbuch für Körperpflegeberufe, Apotheker und Dermatologen. Bern: Verlag Hans Huber 2003
  2. Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Neues Rezeptur-Formularium. Rezepturhinweise Harnstoff. Eschborn: Govi-Verlag, 2008
  3. Neues Rezeptur-Formularium: Konservierung wasserhaltiger Rezepturen. Eschborn: Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag GmbH, 2006
  4. Wolfgang Raab, Ursula Kindl: Pflegekosmetik. Ein Leitfaden. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. 4. Auflage, 2004
  5. M. Gloor, K. Thoma, J. Fluhr: Dermatologische Externatherapie. Berlin: Springer-Verlag, 2000

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