Cocamidopropylbetain (»Kokosbetain«)

Kokosbetain

Amphoteres Kotensid mit guter Schaumstabilisierung

INCI: Cocamidopropyl Betaine

Das Tensid, das wir als Kokosbetain kaufen, gehört zu den sogenannten amphoteren Alkylamidobetainen. »Amphoter« bedeutet, dass die Ionen des Tensids als Zwitterionen vorliegen und je nach pH-Wert der wässrigen Lösung eine (im basischen Milieu) negative oder (im sauren Milieu, etwa ab pH 5) positive Ladung annehmen. Es hat selbst einen pH-Wert zwischen 5 und 6.

Der im Deutschen geläufige Name »Kokosbetain« ist unglücklich gewählt, da dieses Produkt nicht dem Tensid mit der INCI-Bezeichnung Coco Betaine entspricht (was die deutsche Bezeichnung nahelegt). Es handelt sich um Cocamidopropyl Betaine, das sich vom ersteren u. a. durch eine zusätzliche Amidogruppe auszeichnet. Korrekt sollten wir »unser« Kokosbetain als Alkylamidobetain bezeichnen.

Amphotenside gelten als haut- und schleimhautverträglich. Ihr Schaumbildungsvermögen ist gut, ihr Reinigungsvermögen ausgeprägt. Daneben haben sie eine leichte bakteriozide (d. h. bakterienabtötende) Wirkung.

Der Namensbestandteil »Betaine« resultiert aus der Herkunft aus Zuckerrüben (botanisch »Beta vulgaris«). Betaine sind Rohstoffe auf Basis von Aminosäurederivaten mit konditionierenden, wasserbindenden und reizlindernden Eigenschaften. Neben dem Tensid Kokosbetain nutzen wir z. B. Glycinbetain als Wirkstoff in der Haut- und Haarpflege.

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Cocamidopropyl Betaine

  • CAS-Nummer: 61789-40-0
  • Funktion: Tensid
  • Klasse: amphoter
  • WAS: 30–45 %
  • PH-Wert: 5–6

Es gibt auf dem Markt verschiedene Produkte, die sich in ihrer Konzentration an waschaktiven Substanzen (WAS) und in Folge in ihrer Ergiebigkeit unterscheiden. Die meisten Shops vertreiben ein Produkt mit 30 % WAS, andere bieten Kokosbetain mit einem Anteil waschaktiver Substanzen von ca. 38 % an. Mein Tensid-Rechner berücksichtigt Tego® Betain F mit 30 % WAS. Sie können das Tensid mit 40 % WAS in einem der frei ergänzbaren Felder ganz unten eintragen und somit berechnen.

Wirkung und kosmetischer Einsatz

Kokosbetain wird als haut- und schleimhautverträgliches Basis- und Ko-Tensid für Shampoos, Duschgele, Intim-Waschlotionen, Schaumbäder und Flüssigseifen ausgelobt und hat schaumstabilisierende, viskositätserhöhende Eigenschaften in Tensid-Mischungen. Es wirkt leicht bakteriozid und besitzt gute Reinigungskraft. Daneben mildert es das Irritationspotential der in konventionellen tensidischen Produkten enthaltenen, kostengünstigen Fettalkoholsulfaten wie das als hautreizend bekannte Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate, kurz SLS) und das als mildere Alternative bezeichnete Natriumlaurylethylsulfat (Sodium Laureth Sulfat, kurz SLES): Untersuchungen zeigten, dass Kokosbetain durch Bildung von großen Komplexen mit den Anionmolekülen das Irritationspotential einer SLES-haltigen Rezeptur (SLES: Sodium Laureth Sulfate) stark mindert. Diese Kombination hat neben preislichen auch den Vorteil, dass Shampoos und Duschgele ausgezeichnet mit Salz (NaCl) verdickt werden können und absolut klare, homogene Produkte ergeben.

Aufgrund seiner stark substantiven Wirkung im sauren Milieu sollte Kokosbetain vor allem als Ko-Tensid fungieren. In konsequent naturkosmetisch orientierten Formulierungen wird es nicht eingesetzt; bisweilen findet man es (neben anionischen) vor allem mit nichtionischen Alkylpolyglucosiden wie Kokosglucosid oder Decylglucosid kombiniert.

Heike

Hinweis

Kokosbetain wird in konsequent naturkosmetisch orientierten Produkten nicht eingesetzt, da in seiner Herstellung Komponenten aus der Petrochemie verarbeitet werden. Rückstände bzw. Verunreinigungen, die aus dem Herstellungsprozess resultieren (wie Amidoamine und Dimethylaminopropylamine) werden als Auslöser verschiedener Kontaktallergien diskutiert, die Kokosbetain 2004 den Titel »Allergen des Jahres« einbrachten (siehe: Jacob, S. E., Amini S.: Cocamidopropyl betaine. In: Dermatitis. 2008 May-Jun;19(3):157-60). Ich habe dieses Portrait erstellt, um Ihnen eine Orientierung zu geben – Sie entscheiden, was Sie verwenden möchten.

Verarbeitung

In industriellen Rahmenrezepturen hat sich eine Kombination mit anionischen Tensiden im Verhältnis 1:3 bis 1:4 etabliert (bezogen auf die waschaktiven Substanzen). Grundsätzlich gilt: Je trockener und strapazierter Haut und Haar, desto größeren Anteil kann Kokosbetain in der Gesamtrezeptur einnehmen.

Bei der Verarbeitung für den Einsatz in Shampoos und Duschgelen hat sich bewährt, Kokosbetain mit weiteren Tensiden und Lipiden sowie Lecithinen homogen aufzurühren, bevor es in die mit Gelbildner angedickte Wasserphase eingerührt wird. Seine recht flüssige Konsistenz macht eine Verarbeitung sehr einfach. Anschließend kann das Endprodukt nach Bedarf konserviert und der pH-Wert eingestellt werden.

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