Creme mit Hortensien- und Anemonenblüten

Basisrezepturen nutzen

Teil 1 des Dossiers »Basisrezepturen«

Als Einsteiger ist es eine sinnvolle Entscheidung, die ersten Cremes und Lotionen nach bewährten Rezepturen herzustellen. Hier sind alle Komponenten bereits auf einander abgestimmt, und Sie können mit Ihrer individuell verfügbaren Auswahl an Rohstoffen erste, eigene kosmetische Produkte konzipieren. Sie bieten zudem einen guten Ausgangspunkt, um die Eignung verschiedener Emulgatoren und Emulsions-Konzepte für die eigene Haut zu testen. Bevor Sie eine oder mehrere der Formulierungen umsetzen, ist es sinnvoll, meine Rührkurse und das Dossier »Konservierung« zu lesen. Beachten Sie bitte zudem die Hinweise in den Rohstoffportraits.

Meine Basisrezepturen sind bewusst auf die Grund-Komponenten eines sinnvoll konzipierten Produkts des entsprechenden Typs reduziert. Sinnvoll meint: Jede Formulierung stellt bereits ein Kosmetikum dar, das kosmetisch und produkttechnisch betrachtet vollständig ist. Ergänzend finden Sie einen konkreten Vorschlag, wie die Formulierung geplant werden könnte – abgerundet durch ein Foto des hergestellten Produkts.

  • Die Basisrezepturen beinhalten pflegende Pflanzenöle und -buttern in einer sinnvollen Komposition, teilweise ergänzt durch konsistenzgebende und hautschützende pflanzliche Wachse.
  • Emulsionen sind mit einem feuchtigkeitsbindenden, hautphysiologisch sinnvollen Rohstoff (hier: pflanzliches Glycerin) geplant.
  • Es gibt einen Spielraum für individuell ausgewählte Wirkstoffe.
  • Es gibt in Emulsionen einen Gelbildner, der das Glycerin in seiner Fähigkeit unterstützt, Wasser in der Haut festzuhalten, und der die Emulsion hinsichtlich Stabiliät und Auftragsverhalten optimiert.
  • Wo notwendig, nutzen alle Formulierungen ein naturkosmetikkonformes Konservierungskonzept, das ein mikrobiell einwandfreies Kosmetikum garantiert.

Ich habe alle Rezepturen in typische Verarbeitungsphasen (Phase A, B, C und D) unterteilt, sodass Sie die Herstellung gut nachvollziehen können.

Heike

Ein guter Rat zu Beginn …

Die erste selbstgerührte Creme oder Lotion wird vermutlich noch nicht die optimale Rezeptur für Ihre Gesichtspflege darstellen. Eine auf den eigenen Hautzustand abgestimmte Formulierung erfordert solides Grundwissen über Rohstoffe, Emulsionen, sowie Verarbeitungsmethoden und ein Verständnis für Zusammenhänge – und das benötigt Zeit und Geduld. Sehen Sie die Basisrezepturen als idealen und sinnlichen Einstieg in dieses wunderbare Hobby: Beduften Sie die Cremes und Lotionen, genießen Sie sie als natürliche Pflege – und wenn sie Ihnen im Gesicht nicht gefallen, verwöhnen Sie Ihren Körper damit. Produkte für die Gesichtspflege sind die »hohe Schule des Selbstrührens«. Haben Sie Geduld mit sich und lernen Sie – am Ende der »Lehrzeit« wird ein Pflegeprodukt in einer hervorragenden Qualität auf Sie warten!

Hinweise zur individuellen Rezepturanpassung

Öle und Buttern | Jede Basisrezeptur lässt Ihnen hinsichtlich Ölen und Buttern einen Entscheidungsspielraum. Tipp: Wählen Sie als Basis oxidatives Jojobaöl (alternativ Wiesenschaumkrautöl) und kombinieren Sie es mit einem (oder mehreren) Ölen aus Ölgruppe B-1 und/oder Ölgruppe B-2. Das garantiert Ihnen eine gute Stabilität der Öle (das bedeutet, dass sie nicht so schnell ranzig werden) und eine ausgewogene Mischung an pflanzlichen Fettsäuren. Wünschen Sie haptisch leichtere Formulierungen, fördern Squalan oder Kokosöl eine bessere Verteilbarkeit und ein leichteres, weniger rückfettendes Hautgefühl, während Sie mit höheren Butteranteilen reichhaltigere Formulierungen planen können.

Wirkstoffe | Meine Basis-Emulsionen enthalten 2 % pflanzliches Glycerin als feuchtigkeitsbindende und barrierestabilisierendes Ingredienz und einen Spielraum für weitere 4 % Wirkstoffe. Das können z. B. auch Pflanzenextrakte sein. Vorschläge für bewährte Kombinationen finden Sie ganz unten im grau hinterlegten Kasten. Wenn Sie sich für pulverförmige Wirkstoffe entscheiden, sollten Sie diese in etwas zimmerwarmem Wasser auflösen (bitte von der Wassermenge der Rezeptur abzweigen). Sie möchten kein Glycerin nehmen? Rechnen Sie die Menge auf das Wasser auf oder planen Sie weitere Wirkstoffe ein. Solo verarbeitet empfehle ich Ihnen 3 % Glycerin. Das ist eine bewährte Einsatzkonzentration, die Feuchtigkeit bindet, ohne »klebrig« zu wirken.

Konservierung | Die Konservierung orientiert sich an der üblichen Einsatzkonzentration naturkosmetik-konformer Handelsprodukte. Ich habe mich für Rokonsal™ BSB-N entschieden, weil dieses Produkt zuverlässig vor mikrobieller Kontamination schützt, gut hautverträglich ist und Sie es in jedem Onlineshop erhalten. Sie können das Konservierungsmittel wechseln, sollten sich jedoch vorher in den Einzelportraits dieser Rohstoffgruppe informieren, was Sie hinsichtlich des Alternativprodukts beachten müssen. Milchsäure hilft, den pH-Wert bei Bedarf auf pH 5–5,4 zu korrigieren. Ist der pH-Wert zu niedrig, können Sie ihn mit einer 10%igen L-Arginin-Lösung erhöhen. In den Formulierungen finden Sie bei der Milchsäure den Zusatz »q. s.«, das bedeutet »Quantum satis«, übersetzt etwa »soviel wie nötig«. Da ich nicht weiß, welche Wirkstoffe und Emulgatoren Sie verwenden, überlasse ich es Ihrer Verantwortung, den pH-Wert zu messen und bei Bedarf einzustellen.

Sie möchten nicht konservieren? Bewahren Sie Emulsionen im Kühlschrank auf, entnehmen Sie sie nur mit einem frisch desinfizierten Spatel und brauchen Sie sie innerhalb von höchstens 7 Tagen auf – sicherer sind 3–5 Tage. Alternativ können Sie Emulsionen portionieren und einfrieren; jeweils 10 g bleiben im Kühlschrank. Auch hier gilt: Nicht länger als höchstens 1 Woche aufbewahren. Den »eingesparten« Anteil des Konservierungsmittels können Sie dem Wasser oder einem Wirkstoff zuschlagen. Alternativ nehmen Sie ein wenig Öl mehr – dann hat Ihre Emulsion eine geringfügig höhere Fettphase. Angst haben müssen Sie vor unseren naturkosmetikkonformen Konservierungsmitteln nicht: Die Wirksubstanzen sind identisch mit denen, die Pflanzen produzieren, um sich vor mikrobiellem Befall zu schützen. Es geht kein Weg daran vorbei: Professionelle Kosmetikentwickler konservieren ihre Produkte.

Beduftung | Auf Wunsch können Sie bis zu 5 Tropfen ätherische Öle pro 50 g Emulsion zur Beduftung ergänzen, das entspricht einer 0,5%igen Einsatzkonzentration. Ich selbst wähle für Gesichtspflegeprodukte bis zu 3 Tropfen auf 50 g Produkt. Im folgenden Infokasten habe ich einige Beispiele ergänzt.

Passionsfruchtsamenextrakt in der Pipette

Vorschläge für
Wirkstoffkombinationen

Die folgenden Wirkstoff-Kombinationen können Sie nach Wunsch zusätzlich zu den 2 % Glycerin einplanen. Alternativ/in Kombination können Sie Pflanzenextrakte einsetzen oder – wenn Sie ganz puristisch ohne weitere Wirkstoffe arbeiten möchten – den eingeplanten Anteil dem Wasser zuschlagen. Ätherische Öle dürfen ohne weitere Berechnung ergänzt werden (bitte nicht mehr als 5 Tropfen). Ins Oleogel können Sie vor allem ätherische Öle, fettlösliche Wirkstoffe und Pflanzenextrakte einarbeiten.

Für feuchtigkeitsarme Haut

  • Wirkstoffe: Natriumlaktat, Sodium PCA, Hyaluronsäure
  • Pflanzenextrakte: Aloe, Centella, Rotklee, Süßholzwurzel, Gurke, Quitte
  • Ätherische Öle: Ylang-Ylang, Rose, Karottensamen, Weihrauch

Für reife Haut

  • Wirkstoffe: Bakuchiol, Ascorbyl Tetraisopalmitate, Hyaluronsäure (hoch- und niedermolekular gemischt), Nicotinamid, Tocopherol
  • Pflanzenextrakte: Centella, Rose, Passionsfrucht, Jiaogulan, Granatapfel (CO2-Extrakt)
  • Ätherische Öle: Karottensamen, Rose, Rosenholz, Rosengeranie, Sandelholz, Weihrauch

Für sensible Haut

  • Wirkstoffe: Ectoin, Tocopherol, Panthenol
  • Pflanzenextrakte: Eibischwurzel, Jiaogulan, Quitte, Spitzwegerich, Rose
  • Ätherische Öle: Rose, Lavendel, Rosenholz, Rosengeranie, Palma Rosa

Für fettende, unreine Haut

  • Wirkstoffe: Bakuchiol, Nicotinamid, Allantoin, Lipodermin
  • Pflanzenextrakte: Bartflechte CO2-Extrakt, Süßholzwurzel, Mädesüß
  • Ätherische Öle: Thymian ct. Geraniol oder ct. Linalol, Rosmarin, Weihrauch, Atlaszeder
Heike
Heike Käser | OLIONATURA®

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