Wie wirken pflanzliche Öle?

Das hautphysiologische Konzept

Der wesentliche Unterschied einer hochwertigen Naturkosmetik-Emulsion im Vergleich zu einem Produkt aus der konventionellen Kosmetikindustrie liegt insbesondere in der Auswahl der Ölkomponenten: Statt synthetischer Mineralöl-Derivate und Silikonölen setzen Naturkosmetikhersteller pflanzliche Öle, Buttern und Wachse ein. Hier stellt sich naturgemäß die Frage: Welche Konsequenzen haben beide Strategien für das Produkt, vor allem jedoch für die Haut? Auf den Punkt gebracht: Wie wirken pflanzliche Öle?

Synthetische Ölkomponenten haben verschiedene Eigenschaften, die Verbraucher/innen sehr schätzen. Sie verleihen dem Produkt eine gewünschte cremige oder fluide Konsistenz, fühlen sich leicht und seidig an, ihnen fehlt jegliche Öligkeit, sie haben einen dezenten Geruch, der eine angenehme Beduftung zulässt … und sie ermöglichen reinweiße Cremes.

Natürliche Öle, Buttern und Wachse verhalten sich in der Regel anders: Sie sind Fette, und das fühlt man im direkten Vergleich auch. Native Qualitäten – die kosmetisch wertvollsten also – bringen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Eigengeruch mit, und auch farblich können sie das Endprodukt sichtbar prägen. Dies und ihre begrenzte Haltbarkeit sind Faktoren, die die Herstellung von Kosmetikprodukten mit hoher Marktakzeptanz (seitens der Kunden und seitens der Händler) erschweren.

Kosmetisch betrachtet stellen natürliche Öle, Buttern und Wachse die wertvollsten Rohstoffe für eine hautphysiologisch sinnvolle Pflege dar: Sie sind die wahren Anti-Aging-Faktoren – und können einen Hautzustand regulieren und stabilisieren. Wie funktioniert das?

Was passiert, wenn wir eine konventionelle marktübliche Creme mit synthetischen Fettkompomponenten aus Mineralölderivaten und Silikonen auftragen?

Synthetische Fette weisen einen mehr oder weniger ausgeprägten Okklusiveffekt auf. Dies bedeutet, dass sie die Haut vergleichbar einer dünnen Folie abdecken und sich das stetig nach außen abdunstende Wasser aus tieferen Hautschichten darunter staut. Folge ist eine Aufquellung der Hornschicht durch eine so genannte »Mazeration« und eine vorübergehende optische Glättung der Epidermis: Die Hornzellen der Haut nehmen das Wasser auf, schwellen an und lassen dadurch kleine (Knitter-)Fältchen scheinbar verschwinden. Konventionelle, auf Mineralölen und ihren Derivaten basierende Kosmetika machen sich diesen Okklusiv-Effekt zunutze, um eine Wirksamkeit gegen Hautalterungen zu suggerieren.

Nachteil einer ausgeprägt okkludierenden Wirkung ist, dass die Haut als Organ keine regulierenden Impulse mehr von außen erhält, um eigene Prozesse zu steuern. Sie benötigt tatsächlich einen gewissen Verlust an Wasser, damit die Produktion hauteigener wasserbindender Substanzen angeregt wird.  Okklusion gibt durch das aufgestaute Wasser den Impuls an die Haut zurück, diese Produktion sei nicht notwendig – eine fatale Rückkopplung.

Kritisch ist in diesem Kontext  auch die Mazeration durch Aufquellen der Hornschicht, die u. a. zu einer verminderten Integrität der hauteigenen Barriereschicht führt, weil die Quellung der Hornschicht zu Lücken in der Hautbarriere führt. Folge ist, dass nach Absetzen des okklusiv wirkenden Produkts der Wasserverlust durch die Hornschicht höher ist als vor der Anwendung und Mikroorganismen und Schadstoffe leichter in die Haut eindringen können. Gleichzeitig fehlen die hauteigenen wasserbindenden Substanzen (der Natural Moisturizing Factor, kurz NMF), um Wasser zu binden.

Ein moderater Okklusiv-Effekt ist durchaus erwünscht, da die Strömungsrichtung des hauteigenen Wassers (das nach außen abdunstet) umgekehrt wird und sich der Wasserverlust verzögert. Dies führt zu einer erhöhten Hydratisierung der Haut. Im Gegensatz zu vielen Mineralölderivaten verbleiben pflanzliche Öle jedoch nicht als undurchdringlicher Film auf der Oberfläche, sondern sind semipermeabel (halb durchlässig) und werden durch ihre Affinität (Ähnlichkeit) zu hauteigenen Lipiden von der Haut aufgenommen, d. h. durch Lipasen gespalten und in den Stoffwechsel der Haut integriert. Auf diese Weise unterstützen sie hauteigene Prozesse und stabilisieren die Barriereschicht der Hornschicht in ihren Funktionen.

Was passiert, wenn wir eine naturkosmetisch konzipierte Creme mit natürlichen Fettkomponenten auftragen?

Die kosmetisch relevante Wirkung pflanzlicher Öle basiert auf den in ihnen enthaltenen Fettsäuren und Fettbegleitstoffen wie Phospholipiden, Phytosterolen, Tocopherolen und anderen lipophilen Substanzen. Fettsäuren liegen in Ölen frei oder gebunden an Komplexlipide (z. B. Phospho-, Sphingo- und Glycolipide) vor. Ihre Analogie zu hauteigenen Fetten ermöglicht ihnen, wesentliche strukturelle und physiologische Funktionen zu erfüllen. Öleigene Phospholipide fluidisieren Zellmembrane, wirken als Gleitschienen für Wirkstoffe und bieten der Haut Linolsäure und pflegendes Cholin. Flavonoide und Tocopherole dienen als effektive Radikalfänger.

Topisch, also äußerlich aufgetragen, fungieren Pflanzenöle und ihre Begleitstoffe u. a. als Bestandteile des Hydro-Lipid-Films, sind integrale Bestandteile der Zellmembrane und werden in die Lipidschichten der Hornschicht eingebaut; dadurch stabilisieren sie die Barriereschicht der Haut, minimieren den Wasserverlust nach außen und erhalten ihre Elastizität. Dabei wirken Sie jedoch nicht vollständig abdichtend: Da sie den Hautfetten ähneln, können sie durch hautiegene Enzyme gespalten und abgebaut werden. Kurz: Sie integrieren sich in den Hautstoffwechsel und stören ihn nicht.

Die Vielzahl an Ölen ermöglicht es uns zudem, hauttypspezifisch sinnvolle Fettsäurespektren auszuwählen und in einem Rezept zusammen zu stellen.

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