Creme mit Hortensien- und Anemonenblüten

Hautpflege im Frühjahr

Lichtschutz und eine sinnvolle Ölauswahl

Einer der Vorteile, die die eigene Herstellung von naturkosmetischen Pflegeprodukten prägen, ist die Flexibilität, auf veränderte Bedingungen reagieren zu können. Sobald die Temperaturen steigen, die Sonnenscheindauer zunimmt und wir uns vermehrt draußen aufhalten, ist es an der Zeit, bewährte Pflegekonzepte des Winters frühjahrstauglich zu gestalten und an einen sinnvollen Lichtschutz zu denken. Im Folgenden möchte ich Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihre Hautpflege im Frühjahr so gestalten, dass Sie Ihre Haut gut in den Sommer begleiten. Lichtschutz bedeutet nicht alleine, klassische Sonnenschutzprodukte aufzutragen: Ein sinnvolles Konzept beginnt bei unseren Pflegeprodukten. Gerade Selbstrührer, die ihre Produkte mit Vorliebe auf Basis nativer Pflanzenöle planen, benötigen fachliches Know How, damit ihre Produkte pflegen und nicht schaden.

In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem einen Aspekt in den Fokus nehmen, da er die Wirkung, die Haptik und das Auftragsverhalten eines kosmetischen Produkts entscheidend prägt: Die Gestaltung der sogenannten Fettphase. Kern hautgesunder Naturkosmetik sind pflanzliche Öle und Buttern. Sie wissen aus Ihrer beruflichen Praxis, dass die hautanalogen Fettsäuren und Fettbegleitstoffe nativer Pflanzenöle wie Tocopherole, Phytosterole und Phospholipide hervorragend geeignet sind, fehlende Lipide zu ersetzen und den transepidermalen (durch die Oberhaut stattfindenden) Wasserverlust zu mindern. Neben ihren kosmetisch wertvollen und erwünschten Eigenschaften haben native pflanzliche Öle jedoch auch eine, die wir bei der Konzeption von Hautpflegeprodukten im Blick behalten müssen: Aufgrund ihres Gehalts an ungesättigten Fettsäuren sind sie anfällig für oxidative Prozesse. Dies bedeutet konkret: Wasser (im kosmetischen Produkt), Wärm­e, Licht und Sauerstoff sind Einflussfaktoren, die native Pflanzenöle verhältnismäßig schnell altern lassen.

Fettsäuren und Oxidation

Die Geschwindigkeit der oxidativen Reaktionsfähigkeit eines Pflanzenöls steht, wie Sie vermutlich wissen, in einem direkten Zusammenhang mit der Anzahl der vorhandenen Doppelbindungen seiner Fettsäuren:

Während die gesättigte Laurinsäur­e (z. B. in Kokos- oder Babassuöl) den Faktor 1 aufweist, zeigt Ölsäure (mit einer Doppelbindung) bereits den Faktor 100. Die 2-fach ungesättigt­e Linolsäure (2 Doppelbindungen) trägt den Wert 1200. Extrem anfällig gegenüber oxidativen Prozessen sind Pflanzenöle mit den wertvollen, 3-fach ungesättigten Alpha- und Gamma-Linolensäuren (3 Doppelbindungen) mit einem Wert von 2500. Auch wenn diese Werte nur Orientierungspunkte sind, da die Oxidationsanfälligkeit auch von den Fettbegleitstoffen des jeweiligen Öls beeinflusst und teilweise verringert oder erhöht wird, zeigen sie doch sehr eindrucksvoll, warum Öle mit ungesättigten Fett­säuren (abgesehen von ihrer Hochpreisigkeit) in der Kosmetikindustrie so ungern verwendet werden: Sie sind ungleich kürzer haltbar als die dort bevorzugten, synthetischen, »toten« Mineralölderivate.

In einer kosmetischen Pflegeemulsion verarbeitet ist die oxidative Instabilität pflanzlicher Öle noch größer: Zum einen ist es die in der Regel vorhandene Anwesenheit von Wasser, die hydrolytische Prozesse in Ölen fördert. Der dünne Produktfilm einer Emulsion auf der Haut vergrößert die Kontakt- und Reaktionsfläche mit Sauerstoff und Licht. Produkteigene Antioxidantien wie Tocopherol werden schnell aufgebraucht, die mehrfach ungesättigten Fettsäuren der enthaltenen Öle sind nicht mehr ausreichend geschützt. Da Pflanzenöle aufgrund ihrer hautanalogen Struktur in den Hautstoffwechsel einbezogen, d. h. durch hauteigene Enzyme gespalten und in Zellmembrane und Lipidlayer eingebaut werden, können sie die Zusammensetzung der Hautlipide deutlich beeinflussen. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren verändern die oxidative Stabilität des hauteigenen Sebums und der Barrierelipide in der Hornschicht – und erhöhen in Folge den oxidativen Stress der Haut.

Nach heutigen Erkenntnissen sind oxidative Prozesse auf Zellebene die wesentlichen Faktoren für sichtbare Hautalterung. Oxidativer Stress ist geprägt durch die Lipidoxidation hauteigener ungesättigten Fettsäuren. Relativ harmlose Folgen sind eher optisch störend: So führt die Oxidation von ungesättigten Fettsäuren in Zellmembranen zu einer Anhäufung des Pigments Lipofuscin, die sich in bräunlichen sogenannten Altersflecken (Lentigo senilis) äußert. Folgenschwer wiegen Strukturänderungen von Zellmembranen; daneben wirken Spalt- und Abbauprodukte der Lipidoxidation als freie Radikale auf Hornzellen (Keratinozyten) tieferer Zellschichten, hemmen ihre Teilung und Reifung (Proliferation), stören enzymatische Prozesse und zerstören Membranpro­teine, die u. a. für zelleigene Reparaturprozesse der DNS benötigt werden.

Hauteigene Fettsäuren

In den hauteigenen Lipiden dominieren nicht ohne Grund oxidationsstabile gesättigte Fettsäuren (Palmitinsäure, Stearinsäure, Myristinsäure) und die einfach ungesättigte Ölsäure. Die oxidativ anfällige Linolsäure findet sich vorwiegend in gebundener Form (z. B. in Ceramiden) und liegt nur bis zu 12 % als freie Fettsäure vor; mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind nur in Spuren nachweisbar. Daneben weist die Haut ein eigenes Antioxidantien-Netzwerk auf: Squalen (ein Triterpen, das in der menschlichen Haut als Zwischenstufe in der Cholesterinsynthese gebildet wird) »quenscht« Lichtenergie, das bedeutet: Es nimmt sie auf und wandelt sie in Wärme um. Daneben stellt die Haut verschiedene antioxidativ wirkende Substanzen bereit, darunter die hydrophilen (wasserliebenden) Radikalfänger Ascorbinsäure und Glutathion sowie lipophile (fettliebende) Tocopherole und Carotinoide. Erstere sind vor allem im Zellinneren präsent, während die fettliebenden Substanzen in den Zellmembranen lokalisiert sind.

Kosmetische Strategien für Frühjahr und Sommer

Wir sollten die Strategien der Natur für eine sinnvolle Konzeption unserer Pflegeprodukte nutzen, damit diese im Sinne eines hautphysiologischen Lichtschutzes agieren. Für unsere Hautpflege im Frühjahr und Sommer (also dann, wenn die Lichtexponiertheit unserer Haut deutlich steigt) bedeutet dies: Planen Sie die Fettphasen Ihrer Pflegeprodukte so, dass dies­e das hauteigene Antioxidantien-Netzwerk unterstützen und vor oxidativen Schäden schützen können. Oxidativ sensible Öle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollten in lichtexponierten Situationen nicht in Tagespräparaten verwendet werden. Wichtig: In diesem Beitrag spreche ich von normalen Pflege-, nicht von Sonnenschutzprodukten! Für extrem lichtexponierte Situationen sind nur sehr (!) wenige Öle geeignet.

Heike

TIPP

Mischen Sie eine kleine Menge Pflegeöl, das die von Ihnen gewünschten, wertvollen Wirkstofföle enthält, und mischen Sie ein, zwei Tropfen abends in der Handfläche in ihr Tagespräparat. Auf diese Weise bekommt die Haut alles, was sie braucht, bei minimiertem oxidativen Stress.

Planung einer oxidativ stabilen Fettphase

Kern einer Fettphase bilden optimal stabilisierende Öle der Ölgruppe B-0: Jojobaöl, Wiesenschaumkrautöl (auch als Meadowfoam Oil im Handel), sowie Squalan, ein niedrigviskoses Lipid aus dem Olivenöl. Wer möchte (und sich nicht an ihrer chemisch veränderten Struktur stört), findet in Esterölen wie Neutralöl (INCI: Caprylic/Capric Triglyceride), Dermofeel® sensolv (INCI: Isoamyl Laurate), Lexfeel® Natural (INCI: Heptyl Undecylenate) u. a. oxidativ extrem stabile und haptisch leichte Lipide, die sich als hochspreitende Lipidkomponenten in einer Ölmischung hervorragend eignen.

Das Herz stellen Öle aus der Ölgruppe B-1 nach Olionatura dar: Mandelöl, Aprikosenkernöl, Pflaumenkernöl sind bewährte Basisöle, aber auch Kameliensamenöl, Avocadoöl, Sonnenblumenöl High Oleic (ein züchterisch verändertes Sonnenblumenöl), Marulaöl und Baobaböl. Wer gezielt Linolsäure einplanen möchte, erhält mit Argan- und Sesamöl wundervolle Öle für eine oxidativ stabile Fettphase – natürlich stabilisiert mit den erstgenannten Ölen, die den Kern bilden. In diesem Kontext lohnt sich ein zweiter Blick auf das eher selten erhältliche Baobaböl: Es enthält neben reichlich Palmitinsäure auch um die 30 % Linolsäure und damit wertvolle Bausteine für eine gestörte Barriereschicht – und ist oxidativ sehr stabil.

Schließlich eignen sich die beiden gut spreitenden Fettkomponenten Kokosöl und Babassuöl aus der Ölgruppe PF-2, die sich durch eine ausgezeichnete oxidative Stabilität auszeichnen.

Sie können die Fettphase mit Rohstoffen ergänzen, die aufkonzentrierte Gehalte an Phytosterolen aufweisen: Gamma-Oryzanol, Phytosteryl Macadamiate (Plandool® Mas) oder Avocadin® HU 25. Die dem hauteigenen Cholesterol analogen Phytosterole hemmen die lichtbedingte Aktivierung eines Enzyms in den Zellmembranen der Haut, die zum Abbau des Kollagens in der Dermis führen. Das so genannte Enzym Matrixmetalloproteinase-1 – kurz MMP-1 – wird durch UVA-Strahlung aktiv; der verstärkte Abbau kollagener Fasern gilt als Hauptursache für lichtbedingte Hautalterungs-Erscheinungen.

Alle drei Rohstoffe werden in der Fettphase aufgeschmolzen. Gamma-Oryzanol, ein Ester aus pflanzeneigenen Phytosterolen mit Ferulasäure, weist einen hohen Schmelzpunkt auf und wird in einem stabilen Öl wie Neutralöl oder Jojobaöl bei ca. 130 °C aufgeschmolzen werden, bevor die anderen Öle hinzugefügt werden.  Auch Avocadin® wird in der Fettphase aufgeschmolzen, sein Schmelzpunkt liegt bei ca. 105 °C. Phytosteryl Macadamiate schmilzt bereits bei ca. 45 °C.

Heike

Tipp

Meine Barriereschutzbasis beinhaltet neben Gamma-Oryzanol Phytosterole und Ceramide. Sie ist eine sehr wirksame und leicht zu verarbeitende Alternative, die vor allem sensible, wasser- und feuchtigkeitsarme Haut in ihren Funktionen unterstützt.

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